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gedehnt und lang gezogen und erfolgen mit einem sehr charakteristischem pfeifenden oder sägenden Geräusch. In dem ganzen
Wesen des kranken Kindes spricht sich das Bedürfnis, Luft zu schöpfen, und die Verzweiflung über die vergeblichen Anstrengungen
aus. Die größte Angst malt sich in seinen Mienen; es wirft sich unruhig umher, streckt den Kopf nach hinten, greift nach dem Hals etc.
Das Gesicht ist gerötet, mit Schweiß bedeckt und entstellt. Der Puls pflegt im Beginn der Krankheit voll, hart und häufiger zu sein; die
Körpertemperatur ist gesteigert, es besteht Fieber.
Der Auswurf ist anfangs spärlich und enthält selten abgelöste Fetzen der Faserstoffhaut (Kruppmembran). In vielen Fällen tritt
gegen Morgen und im Lauf des Tags ein erheblicher Nachlaß ein. Allein auf einen erträglichen Tag folgen oft schlimmere Nächte mit
den frühern gefahrdrohenden Erscheinungen. In andern Fällen und zwar gerade in den gefährlichsten zeigt der Krupp nicht diesen
wechselvollen Verlauf, sondern die Krankheit schreitet stetig fort. Der für den Morgen erwartete Nachlaß tritt nicht ein, und schon im
Verlauf des zweiten bis dritten Tags kann die Krankheit ein tödliches Ende erreichen.
Wenn der Verlauf dem tödlichen Ausgang zuneigt, so ändert sich das bisherige Krankheitsbild ganz auffallend. Das gerötete
Antlitz erbleicht, die Lippen entfärben sich, das Kind wird ruhig, sein Auge bekommt einen schläfrigen Ausdruck. Die Atemzüge
werden flach, die Atemnot scheint verschwunden zu sein, das Kind liegt wie im Halbschlummer da. Diese Erscheinungen beruhen auf
der eingetretenen Überladung des Bluts mit Kohlensäure, in welcher die eigentliche Gefahr der Krankheit liegt.
Selten erstickt das Kind plötzlich, weil eine abgelöste Kruppmembran die Stimmritze verlegt. Nimmt der Krupp einen günstigen
Ausgang, so geschieht dies entweder ganz allmählich, oder es werden, was seltener geschieht, durch kräftige Hustenstöße größere
Häute ausgeworfen, die Atmung wird plötzlich frei, und das Kind erscheint aus der Todesgefahr gerettet, wenn nicht von neuem eine
Ausschwitzung und Membranbildung eintritt. Nach Ablauf des kruppösen Prozesses im Kehlkopf, zumal wenn derselbe längere Zeit
bestanden hat, gehen viele Kinder an Lungenentzündung (Bronchopneumonie) und heftigem Luftröhrenkatarrh zu Grunde, zu deren
Entstehung der Krupp selbst die Veranlassung gegeben hat. Der Krupp fordert unter den Kindern zahlreiche Opfer. Je kleiner die
Kinder sind, welche befallen werden, um so gefährlicher ist der Krupp für sie, weil bei ihnen die an sich schon sehr engen Luftwege
durch die Kruppmembranen leichter verschlossen werden müssen. Am schlimmsten gestalten sich die Aussichten auf Heilung, wenn
der Krupp mit Diphtherie und Scharlach zusammen auftritt, wie es bei den Epidemien nicht selten ist.
Was die Behandlung des Krupps anbelangt, so ist es geraten, die Kinder in gesunden Tagen gehörig gegen Witterungseinflüsse
abzuhärten; doch soll man sie vor rauhen Nord- und Nordostwinden bewahren. Als Abhärtungsmittel empfehlen sich namentlich
regelmäßige kalte Abwaschungen des Halses und der Brust. Wenn man einen Krupp im Anzug glaubt, so bringe man das kranke
Kind bis zur Ankunft des Arztes in das Bett, gebe ihm warmen Thee und suche das Kind zum Schwitzen zu bringen.
Die früher gebräuchliche Anwendung von Blutegeln ist jetzt allgemein als verwerflich anerkannt, da sie die Kräfte des kleinen
Patienten frühzeitig erschöpft. Brechmittel sind nur dann am Platz, wenn der Kehlkopf durch Kruppmembranen verstopft ist, und wenn
die Hustenbewegungen des Kindes nicht ausreichen, das Hindernis für den Durchtritt der Luft zu beseitigen. Wenn das Brechmittel
Erfolg haben soll, darf es nicht zu schwach gegeben werden. Außer dem Brechwein, von welchem man drei- bis viermal in Pausen
von 5 Minuten einen Theelöffel voll gibt, wird beim Krupp besonders der Kupfervitriol als Brechmittel empfohlen.
Von diesem Salz wird 1 g in 60 g Wasser gelöst und von der Lösung alle 5 Minuten ein Kinderlöffel voll gereicht, bis Erbrechen
erfolgt. Je mehr sich das Kind nach dem Erbrechen erleichtert fühlt, und je mehr von den verstopfenden Kruppmassen ausgeworfen
wird, um so eher kann man das Brechmittel wiederholen, sobald die Atemnot wieder größer wird. Tritt aber keine Erleichterung nach
dem Brechmittel ein, und werden keine Kruppmembranen ausgeworfen, so muß von der wiederholten Darreichung des Brechmittels
ganz abgesehen werden.
Sehr dringlich muß die Anwendung der Kälte beim Kruppanfall empfohlen werden; man tauche Leintücher in möglichst kaltes
Wasser, wringe sie aus und lege sie um den Hals des Kindes. Mit diesen naßkalten Umschlägen muß sehr oft gewechselt werden, so
daß sie immer kalt bleiben. Man fährt damit so lange fort, als die Kälte dem Patienten Erleichterung gewährt. Gleichzeitig setze man,
wenn es an Stuhlgang fehlt, ein kaltes Klystier, um durch Entleerung des Darms den Bewegungen des Zwerchfells freien Spielraum
zu gewähren.
Der Arzt muß ermessen, ob die Gefahr der Erstickung droht, und womöglich frühzeitig zur Eröffnung der Luftröhre durch den
Luftröhrenschnitt (s. d.) schreiten. Die Erleichterung der Atmung tritt alsdann sofort ein, wenn nicht inzwischen auch schon die
Luftröhrenäste erkrankt sind. Leider ist auch dieses letzte Mittel, das an sich eine gefahrlose Operation ist, nur zu häufig nicht im
stande, den Tod des Kindes abzuwenden. Der Grund dafür liegt gewöhnlich darin, daß die Operation zu spät vorgenommen wird.
Wird das Kind vom Krupp geheilt, so verheilt auch die Operationswunde vollkommen und ohne bleibenden Nachteil. Bei
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drohender Kohlensäurevergiftung empfehlen sich Übergießungen des Kindes mit kaltem Wasser, während es im warmen Bad sitzt.
Daneben können starker Wein, Kampfer, Moschus und dergleichen Mittel innerlich gegeben werden. In Fällen mit verzögertem
Verlauf sind auch starke Hautreize gegen den Krupp von Nutzen, wie z. B. Blasenpflaster, welche auf die Brust und den Nacken
gelegt werden, heiße Handbäder, Senfteige etc. S. Diphtheritis.
Vgl. Seitz, Diphtherie und Krupp geschichtlich und klinisch dargestellt (Berl. 1877).
Krupp, Alfred, Industrieller, geb. 26. April 1812 zu Essen, wo sein Vater Friedrich Krupp (geb. 1787) ein Hammerwerk besaß und
1810 eine kleine Gußstahlfabrik errichtet hatte, die er ohne geschäftliche Erfolge betrieb. Diese Fabrik ging nach dem Tode des
Begründers 8. Okt. 1826 auf dessen Witwe über, welche sie in Gemeinschaft mit ihren Söhnen fortführte, bis Krupp das Geschäft
1848 für eigne Rechnung übernahm. Dieser hatte anfangs mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, führte aber einen bedeutenden
Aufschwung der Fabrik herbei, seitdem er in London 1851 den größten Tiegelguß, hoch polierte harte Walzen und eine
Sechspfünder-Mantelkanone mit Gußstahlrohr, ausgestellt hatte. Die Fabrik lieferte fortan hauptsächlich Achsen, Wagenfedern und
Radbandagen und gewann durch die erzielten Erfolge die Möglichkeit, die Einrichtungen zu treffen, welche die Fabrikation von
Gußstahlgeschützen erforderte. 1846 hatte Krupp den ersten gezogenen Dreipfünder, ein
Quelle: Meyers Konversations-Lexikon, 1888; Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte
Auflage, 1885-1892;10. Band, Seite 264 im Internet seit 2005; Text geprüft am 6.6.2006; publiziert von Peter Hug; Abruf am 6.3.2017
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